Das Spiegelgesetz – Stimmungsübertragung: Das Spiegelgesetz besagt, dass die äußere Welt oft ein Spiegelbild der inneren Einstellungen und Überzeugungen ist.

Wirkt das Spiegelgesetz auch auf Hunde

Sie werden die Situation kennen: Sie kommen genervt von der Arbeit nach Hause, sperren die Türe auf und Ihnen kommt ein geradezu strahlender Hund entgegen, der sich vor Glück, dass Sie wieder bei ihm sind, gar nicht mehr einkriegt. Ein Blick auf das freudige Gesicht und den aufgeregt wedelnden Schwanz kann selbst an Tagen wie diesen bei Ihnen für gute Laune sorgen. Mit der Sekunde vergessen Sie jeden Ärger und fühlen sich besser, wenn nicht sogar richtig wohl. Für Sie beide startet ein schöner Feierabend: Sie brechen freudig zum gemeinsamen Spaziergang auf, begegnen bereits auf den ersten Metern dem Erzfeind Ihres Hundes, dessen Bellen ihn heute nicht zu reizen scheint, gehen zusammen auf die Hundewiese und kehren etwas später entspannt und zufrieden wieder nach Hause zurück.

Aber Sie kennen vielleicht auch dies: Sie kommen genervt von der Arbeit nach Hause, sperren die Tür auf und Ihnen kommt ein geradezu strahlender Hund entgegen, der sich vor Glück, dass Sie wieder bei ihm sind, gar nicht mehr einkriegt. Sie nehmen die Freude gar nicht richtig wahr, lassen die Schuhe gleich an und schnappen sich ihn sofort für die notwendige Gassirunde. Bereits auf den ersten Metern begegnen Sie seinem Erzfeind. Ihre Stimmung sinkt schlagartig weiter in den Keller, Ihr Hund regt sich auf wie schon lange nicht mehr, Sie werden noch gereizter, weil die Begegnungen in letzter Zeit doch ganz gut zu laufen schienen, maßregeln Ihren Hund und beschließen umzukehren. Mit einem erholsamen Spaziergang, bei dem Sie eigentlich von der Arbeit haben entspannen wollen, hat das nichts zu tun. Weder Sie noch Ihr Hund empfinden in dieser kurzen Zeit auch nur einen Hauch Freude.

Emotional gesehen liegen zwei exakt gleiche Ausgangssituation vor, die allerdings verschieden enden. Denken Sie vielleicht, das könnte an Ihnen liegen, dann liegen Sie mit Ihrer Annahme richtig. Neue Studien haben nämlich gezeigt, dass Hunde menschliche Emotionen nicht nur lesen können, also genau wissen, wie sich Ihre Menschen gerade fühlen, sie lassen sich sogar von ihnen anstecken. Ähnlich wie Kleinkinder sich an ihren Eltern orientieren, um zu erfahren, wie sie auf andere Menschen und die Welt um sie herum reagieren sollen, suchen Hunde nach Anzeichen bei ihren Haltern, um Situationen besser einschätzen zu können. Strahlen Halter Ruhe, Gelassenheit und Selbstbewusstsein aus, bedeutet das für Hunde, dass die Umgebung momentan sicher ist. Haben Sie jedoch Angst, sind aufgeregt oder wütend, dann tun Hunde es ihnen gleich.

Aber warum reagieren Hunde so deutlich auf ihre Halter?

Lange Zeit sind Forscher davon ausgegangen, dass die emotionale Übertragung für die Hunde während ihrer Domestizierung Teil einer Überlebensstrategie war. Hunde, die die Gefühle ihrer Besitzer haben lesen und teilen können, haben bessere Überlebenschancen gehabt und sind besser behandelt worden. Dieser Blick auf die Dinge hat sich in der letzten Zeit jedoch gewandelt. Eine Studie aus Japan belegt, dass die enge Bindung und die gemeinsame Lebenserfahrung von Hund und Halter der Grund sind, und zwar aufgrund der Ausschüttung von Oxytocin während ihrer Interaktionen.

Wissenschaftliche Grundlage

Laut einer weiteren japanischen Studie aus dem Jahr 2019 nimmt die Intensität der emotionalen Übertragung zwischen Halter und Hund immer weiter zu, je mehr Zeit beide miteinander verbringen. Das erfordert Empathie und auch die Fähigkeit, sich in den anderen hineindenken zu können. Wissenschaftler sprechen von der „Theory of Mind“. Diese Fähigkeiten besitzen Menschen, Hunde aber eben auch. Doch wie kommt es dazu?

Giacomo Rizzolatti, ein italienischer Hirnforscher der Universität in Parma, hat bereits 1991 das sogenannte Erdnussexperiment mit Affen gestartet. Damit hat er nachweisen können, dass im Affengehirn die gleichen neuralen Prozesse ablaufen, egal ob der Affe eine Handlung selbst ausführt oder diese nur beobachtet. Ob er eine Nuss findet, danach greift und diese verspeist oder durch eine Glasscheibe beobachtet, wie ein Artgenosse das tut – die Abläufe im Gehirn des Affen sind dieselben. Die Nervenzellen, die beim Beobachten die gleichen Reaktionen hervorrufen wie beim selbstständigen Handeln, hat Rizzolatti Spiegelneuronen genannt. Seit seiner Entdeckung sind Spiegelneuronen zum weltweiten Objekt der Forschung geworden.

Durch Spiegelneuronen wird also eine Stimmung von einem Lebewesen zu einem anderen oder gar mehreren Lebewesen übertragen. Ist beispielsweise Ihr Freund traurig, weil er gerade seinen Hund hat gehen lassen müssen, dann sind Sie es auch. Im Ergebnis führt das dazu, dass sich alle synchron verhalten, sich genauso fühlen und oftmals auch das Gleiche tun, wie Sie und Ihr Freund etwa: Weinen. Es ist in einer Gruppe in manchen Situationen wichtig, dass alle an einem Strang ziehen, etwa bei Herdentieren, wenn diese zeitgleich vor Raubtieren flüchten, um ihnen so die Jagd zu erschweren. Auch zwischen Ihnen und Ihrem Hund gibt es Stimmungsübertragungen, und zwar in beide Richtungen, also von Ihnen auf Ihren Hund, und umgekehrt, wie Sie in den Eingangsbeispielen haben sehen können.

Zwischen Mensch und Hund gibt es Stimmungsübertragungen in beide Richtungen

Wenn Sie Ihren Hund aufgrund dessen einmal genauer beobachten, werden Sie feststellen, wie häufig er sich an Ihnen orientiert. Fangen Sie plötzlich an zu hüpfen, wird Ihr Hund ebenfalls fröhlich umherspringen. Können Sie Ihren Nachbarn partout nicht leiden, wird sich Ihr Hund mit Ihnen solidarisieren. Lange sind Forscher davon ausgegangen, dass Hunde nur in der Lage sind, das Handeln anderer Lebewesen zu spiegeln. Es wird heute jedoch vermutet, dass die Spiegelneuronen auch daran beteiligt sind, wenn es um Emotionen und Gefühle geht – und zwar nicht nur interspezifisch, sondern eben auch speziesübergreifend auf ihre Halter. Zwar steht die Forschung der Spiegelneuronen bei Hunden noch am Anfang, aber neueste Studien deuten darauf hin, dass für Veränderungen von Verhaltensauffälligkeiten die Stimmungslage des Halters eine entscheidende Rolle spielt.

Hunde reagieren außerdem sehr auf die Stimme ihrer Halter und ihre emotionalen Untertöne. Wissenschaftler haben entdeckt, dass die Gehirne von Hunden Stimmen ganz ähnlich verarbeiten wie Menschen. Hören Menschen etwa die Stimme eines Freundes, entsteht mental sofort ein Bild von ihm, auch wenn er momentan gar nicht gesehen werden kann. Sogar die Tonlage der Stimme lässt schnell erkennen, ob er gerade glücklich oder traurig ist. Menschen gelingt dies, weil ihr Gehirn über ein spezielles Zentrum zur sprachlichen Verarbeitung verfügt. Bei neueren Untersuchungen hat nachgewiesen werden können, dass im Hundegehirn die Sprache in ähnlicher Weise verarbeitet wird, sodass sie sowohl ihren Halter an seiner Stimme erkennen können als auch, wie dieser sich gerade fühlt.

Darüber hinaus scheint während der Übertragung von Stimmungen zwischen Halter und Hund auch das Belohnungs- und Beruhigungssystem aktiviert zu werden. Das bedeutet, dass die Gemeinsamkeit ein gutes Gefühl erzeugt und zu einer engeren Bindung beiträgt, wohingegen ein davon abweichendes, negatives Verhalten Stress verursacht. Sie sehen also, dass die Stimmungsübertragung ein simples, effektives und für den Hund natürliches und verständliches Mittel ist, um mit ihm zu kommunizieren und als Team zu arbeiten – solange sie positiver Natur ist. Dass dem so ist, liegt in Ihrer Hand. Wie Sie das schaffen können, werden Sie weiter unten noch sehen.

Spiegelgesetz wirkt auch auf Hunde

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