Ruhebedürfnis – Wieviel Schlaf braucht ein Hund?

Schlafender HundHunde haben, ähnlich wie Menschen, je nach den Geschehnissen des Tages einen mehr oder weniger unruhigen Schlaf. Es werden die Erlebnisse des Tages verarbeitet.

Guter Schlaf ist die Grundlage des Wohlbefindens
Stets einsatzbereit folgen unsere Vierbeiner dem Menschen in der schnelllebigen Welt und kaum eine Fellnase verweigert das vielfältige Angebot. Viele Hunde haben allerdings, insbesondere durch das Zusammenleben mit dem Menschen, verlernt, auf ihr Schlafbedürfnis zu bestehen. Unsere Haushunde erkennen ihr Schlafbedürfnis zwar, können aber aufgrund der heutigen Lebensumstände und dem gesellschaftlichen Umfeld dieses Bedürfnis nicht ausleben.

Die Eigenschaften eines Hundes, überall mitzumachen, vielseitig einsetzbar zu sein, sind sehr beliebt geworden wodurch die Züchtungen von aktiven und bereitwilligen Tieren voran schreitet.

Zuwenig Schlaf – die Auswirkungen
Durch Schlafentzug werden Hunde überdreht, unkonzentriert, schnell reizbar, nervös, aggressiv und kränklich. Das Immunsystem ist geschwächt und Krankheiten können chronisch werden. Alle Anzeichen sind ernst zu nehmende Signale, dass der Gesamtzustand des Hundes durch Überforderung und Stress geschwächt ist.

Entsprechend der genetische Disposition neigen die unterschiedlichen (Misch)rassen durch Schlafentzug im fortgeschrittenen Stadium eher zu chronischen Erkrankungen oder eher zu auffälliger Aggression.

Wie viel Schlaf benötigt ein Hund?
Erwachsene Hunde sollen 17 bis 20 Stunden pro Tag schlafen oder ruhen. Welpen, junge Hunde im Wachstum,  Senioren, kranke und rekonvaleszente Hunde sowie, tragende und laktierende Hündinnen, besonders aktive und hibbelige Hunde benötigen 20 bis 22 Stunden Schlaf pro Tag!

Das Schlafritual
Oftmals muss den Hunden das Schlafen angeboten und erst antrainiert werden. Viele Hundebesitzer geben an, dass ihr Hund von selbst nicht so viel schlafen würde. Die äußeren Umstände in welchen der Hund zur Ruhe kommen soll, müssen entsprechend geschaffen werden. Das ritualisierte Ruhen sollte einen fixen Bestandteil im Tagesablauf darstellen. Hunde, welche es gewohnt sind immer auf Achse zu sein, müssen lernen, dass es ihnen gut tut, die Verantwortung an seinen vertrauten Menschen abzugeben um sich entspannen zu können. So kann ein erlerntes Ruhewort die Entspannungsphase einleiten, ein gewohnter Rückzugsort den Schlafimpuls auslösen oder wenn anfangs nötig auch das gemeinsame Hinsetzen/-legen die Ruhephase einleiten.

Wie der Hund mehr Ruhe bekommt
Viele Hunde müssen sich zunächst daran gewöhnen, dass sie sich die Ruhe nehmen müssen, die sie zur Bewältigung ihres Alltags brauchen. Zu groß ist das Bedürfnis, immer an Ort und Stelle zu sein und dem menschlichen Treiben beizuwohnen. Dies jedoch kann zu Problemen führen, denn ein Hund ohne einen artgerechten Ruhe-Rhythmus kann zu Krankheiten neigen und leidet auf Dauer auch psychisch.
Das Hauptproblem hierbei ist tatsächlich das Zusammenleben mit dem Menschen, denn Straßenhunde in Spanien oder Griechenland regulieren ihren Alltag deutlich besser und ruhen unabhängig von menschlichen Einflüssen auf eine für sie gesunde Art und Weise. Es gibt jedoch durchaus Chancen, dem Hund sein angeborenes Ruhebedürfnis in Erinnerung zu rufen. Bei manchen Rassen fällt dies recht leicht, während wieder andere wie beispielsweise Jack Russell Terrier oder Border Collies sehr auf ständige Bereitschaft bedacht sind.

Ein übermüdeter Hund wird laut Forschung zunächst hyperaktiv und nervös, im weiteren Verlauf reagiert er sehr unkonzentriert und hat motorische Auffälligkeiten und am Schluss sinkt seine Reizschwelle auf ein unangenehmes Minimum.
Reagiert der Halter hierauf nicht und bleibt der Hund weiterhin zu lange wach und in Bewegung, so wird er krank. Hautkrankheiten und andere Autoimmunreaktionen, ja sogar Krebs und Allergien, können die Folge sein.
Wer also das Gefühl hat, seinen Hund plötzlich kaum mehr wieder zu erkennen, sollte auch das Ruhebedürfnis im Auge behalten.

Damit der Hund durch ausreichend Ruhe seinen sprichwörtlichen Seelenfrieden finden kann, braucht er also die Hilfe seines Halters. Die Verarbeitung der Erlebnisse, die Entspannung der Muskeln und das Auffüllen der Energiespeicher können erst dann so erfolgen, dass es dem Hund dabei wirklich gut geht. Der Hundehalter muss hierfür jedoch nicht viel tun. Es ist wichtig, dass in der Familie Rituale eingeführt werden, bei denen auch der Hund eine Rolle spielt. Bei geruhsamen Stunden sollten sich Herrchen und Hund ganz der Erholung widmen und äußere Reize auf ein Mindestmaß reduzieren.

TIPP: Allzu nervösen Hunden hilft es, wenn sie sich gemeinsam mit ihrem Herrchen hinlegen und entspannen können. Hiermit signalisiert der Halter seinem Tier, dass es vollkommen in Ordnung ist, Ruhe einkehren zu lassen. Kuschelstunden und absichtlich herbeigeführte Nickerchen tun letztlich beiden Parteien gut.

 


 

Eine interessante Alternative zur Ruhefindung ist auch eine Hunde-Box oder Anbindevorrichtung
Vorweg: relevant ist der Grund für die Verwendung dieser Methode. Einen Hund zur Strafe in die Box zu schicken oder anzubinden, hat nichts mit dem eigentlichen Sinn zu tun. Wer einen Hund wegsperrt, um Fehlverhalten zu unterbinden, statt an der Ursache zu arbeiten, handelt sicherlich sogar tierschutzrelevant.

Mit einer Boxenruhe oder Anbindevorrichtung kann dem Hund geholfen werden, seinem natürlichen Ruhebedürfnis nachzukommen. Vor allem bei Hunden, die es alleine nicht (mehr) schaffen.

Das Eingehen auf die Bedürfnisse des Hundes stärkt die Bindung und Beziehung. Dem Bedürfnis nach Auslastung gehen die meisten Besitzer sehr gerne nach. Doch das Ruhebedürfnis findet häufig zu wenig Beachtung. Dabei ist die Ruhezeit besonders wichtig, um Reize zu sortieren, sich zu entspannen und den Organismus runterzufahren. Mangelnde Ruhe führt bei jedem Säugetier zu negativen Auswirkungen:

  • Nervosität
  • allgemeine Unruhe
  • schnelles Hochfahren in Alltagssituationen
  • uvm…

Bei längerem Ruhe-/Schlafentzug können auch psychische Krankheitsbilder auftreten, wie Schizophrenie, Psychosen und Depressionen. Ein Hund hat ein Ruhebedürfnis von 17-20 Stunden innerhalb eines Tages (Welpen und Seniorenhunde ruhen/schlafen sogar ca. 22 Stunden, wenn ihnen die Ruhemöglichkeit eingeräumt wird).

Einen hyperaktiven Hund mit einem höheren Maß an (körperlicher) Auslastung beruhigen zu wollen, ist also kontraproduktiv. Die Frage ist in solch einem Fall: schafft der Hund es noch, allein zur Ruhe zu kommen? Wenn nicht, kann eine „Zwangsruhe“ helfen, den Hund in seinem so wichtigen Ruhebedürfnis zu unterstützen und den Biorhythmus wieder auf längere erholsame Phasen einzustellen.
Nicht nur hyperaktive Hunde, auch Hunde mit Kontrollwahn können schlecht entspannen. Wenn Hunde in einer Dauerschleife des Kontrollierens festhängen, ist auch hier Unterstützung seitens der Besitzer notwendig.

Warum reicht es nicht aus, einen Hund der alles kontrollieren möchte oder einen hyperaktiven Hund einfach auf den Platz zu schicken?
Einen Hund, der nicht von allein zur Ruhe kommt oder kontrollieren möchte, kämpft auch auf seinem Platz mit dem Impuls, wieder aufzustehen. Dieser innere Kampf führt nicht zu einem ruhigen Organismus. Ist jedoch der Biorhythmus erst an echte Ruhezeiten gewöhnt, wird der Hund auch von allein diese Zeiten einhalten (wollen) und freiwillig den Ruheplatz aufsuchen.

Hunde-Box oder Anbindevorrichtung?
Die Box kann auch außerhalb jeder Ruhezeit für unsichere Hunde als Rückzugsplatz oder Schutzhäuschen dienen. Sie kann mitgenommen werden und im Urlaub, auf Autofahrten oder bei Freunden als sicherer Rückzugsort dienen. Für die anderen Hunde, denen eine Box als therapeutische Maßnahme helfen soll, kommt es auf die Schwere der Verhaltensproblematik und auf das Bedürfnis des Hundes an: ein Hund, der gar keine Reize mehr sortieren kann, kommt in einer von Reizen abgeschotteten Box eher zu Ruhe als an einer Anbindevorrichtung, ein Hund, der nur leichte Verhaltensproblematiken zeigt, sich aber unter Tischen und Stühlen (in „Höhlen“) wohlfühlt, nimmt auch die Box gerne an.
Für den Rest kommt eine Anbindevorrichtung in Frage. Vor allem die „Kontrollfreaks“ kommen durch diese Form der kompromisslosen Bewegungseinschränkung zu mehr Entspannung.

WICHTIG ist der RICHTIGE Aufbau dieser Ruhezone!!!
Die Box oder die Anbindevorrichtung soll für den Hund so positiv wie möglich aufgebaut werden!!! So kann zum Beispiel die Fütterung dort stattfinden. Im Zuge der Gewöhnung gibt es über einen gewissen Zeitraum nur auf diesem Platz Leckerlis. Wenn der Hund seine Box bzw. seinen Platz aufsucht, kann dort dann ein Kauknochen liegen. Während er kaut, wird er angebunden oder die Boxentür geschlossen. Noch bevor er den Knochen ganz aufgefressen hat, wird beiläufig (ohne Blick oder Worte) wieder abgeleint bzw. die Tür geöffnet. So wird einige Tage hinweg verfahren.

Jetzt kommt der schwierigere Teil: die Zeiten werden verlängert, der Mensch wendet sich in dieser Zeit einer für den Hund langweiligen Tätigkeit zu (Geschirrspülmaschine ausräumen, Haare föhnen, am PC arbeiten etc.).
Hier kann es zu Abweichungen im Aufbau des Trainings kommen, da jeder Hund anders ist. Einige Hunde werden ein paar Minuten länger akzeptieren, andere werden anfangen zu widersprechen. Nun ist es wichtig, keine Diskussionen aufkommen zu lassen. Es gibt unterschiedliche Methoden, ein Fehlverhalten zu unterbinden. Einige Hundehalter arbeiten mit Klicker und Leckerli (ruhiges Verhalten wird geklickt und belohnt, das andere Verhalten ignoriert), andere arbeiten mit Abbruchsignalen, in einigen Fällen hilft auch ein schlichtes Ignorieren. Je nach Wesensstärke und Beharrlichkeit des Hundes kann alles in Frage kommen.
ACHTUNG: Der Weg mit einer positiven Bestätigung bei richtigem Verhalten kann bei einigen Hunden wieder eine Erwartungshaltung auslösen, was natürlich wieder kontraproduktiv ist. Gerade bei der Boxenruhe ist dies eine falsche Entwicklung.

Sobald der Hund ruhig ist und einen tiefen Seufzer von sich gibt, kann ganz beiläufig abgeleint/ die Tür geöffnet werden. Bitte kein Loben oder Spielen direkt danach. Der Hund soll nicht gleich „losschießen“ und wieder voller aufgeregter Energie sein.

So können die Ruhezeiten weiter erhöht werden. Wie lange die Zeit insgesamt sein soll, ist individuell zu sehen. Zu beachten sind vor allem feststehende Ruhezeiten, damit der Biorhythmus sich darauf einstellen kann.

Fazit: Die Ansätze für den Einsatz einer Anbindevorrichtung und Hundebox diese Methode sind wichtig!
Ein sicherer Rückzugsort, richtig aufgebaut, kann Hund mit ständigem Schlafdefizit, hyperaktive Hunde, stark kontrollierende Hunde und unsichere bzw. ängstliche Hunde eine Hilfe sein ihrem wichtigen Ruhebedürfnis nachzukommen.

Ruhebedürfnis – Wieviel Schlaf braucht ein Hund?
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