Internationale Tagung zur Ethik in der Veterinärmedizin

Vethics for VetsTierärztInnen stehen in ihrer Praxis häufig vor schwierigen ethischen Fragestellungen. Soll ein leidender Familienhund eingeschläfert werden? Ist eine Kuh krank, wenn sie nicht die gewünschte Milchleistung erbringt? Fragen der Ethik wie diese stehen im Zentrum der internationalen Tagung VETHICS FOR VETS vom 17. bis 18. September 2015 an der Vetmeduni Vienna, die sich mit öffentlichen Abendveranstaltungen auch an ein Laienpublikum richtet.

Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier hat sich in den vergangen Jahren stark gewandelt. Die Aufwertung des Tierschutzes, die Vermenschlichung von Heimtieren, die Nutzung von Tieren als lebendiger Rohstoff – sind nur ein paar gesellschaftliche Entwicklungen, die VeterinärmedizinerInnen in ihrer täglichen Praxis vor ethisch schwierige Entscheidungen stellen. Das Team von VETHICS FOR VETS des Messerli Forschungsinstituts der Vetmeduni Vienna beschäftigte sich drei Jahre lang in einem vom Gesundheitsministerium geförderten Projekt mit ethischen Fragestellungen von VeterinärmedizinerInnen. Vom 17. bis 18.September 2015 findet an der Vetmeduni Vienna zum Abschluss eine internationale Tagung statt, die neben dem wissenschaftlichen Austausch auch öffentliche Vorträge für ein breites Publikum anbietet.

Vermenschlichung von Haustieren
Am Donnerstag (17.9.2015, 17:00 Uhr) referiert Peter Sandøe von der Universität Kopenhagen (Dänemark) über Tierwohl und Ethik in der Heimtierhaltung. Übergewicht sei bei Haustieren, analog zum Menschen, ein immer häufigeres Problem und hänge auch von sozialen Faktoren, wie Einkommen und gesellschaftlichem Status der TierhalterInnen ab, weiß Sandoe und hinterfragt die Verantwortung von VeterinärmedizinerInnen im Zusammenhang mit der Vermenschlichung von Haustieren.

Arzt oder Mechaniker?
Am Freitag (18.9.2015, 16:00 Uhr) spricht Bernard E. Rollin von der Colorado State University (USA), der als Begründer der veterinärmedizinischen Ethik gilt, über den neuen moralischen Status von Tieren. Sind TierärztInnen gegenüber den Tieren oder gegenüber den TierhalterInnen verantwortlich, lautet die grundlegende Frage, die eine Reihe weiterer Fragen nach sich zieht. Zum Beispiel die Forderung nach Tierschutz und Tierrechten, die über gute Haltungsbedingungen hinausgehen. In seinem Beitrag geht es um das Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Forderungen und der veterinärmedizinischen Praxis.

Tagung VETHICS FOR VETS – Animal Welfare and Veterinary Medicine
Datum: 17. – 18. September 2015
Ort: Festsaalgebäude der Veterinärmedizinischen Universität, Veterinärplatz 1, 1210 Wien
Anmeldungen bis zum 9. September 2015 unter: vethics@vetmeduni.ac.at (Keine Tagungsgebühr!)
ÖTK Bildungsstunden: Anerkennung von 9 Bildungsstunden für die gesamte Veranstaltung. Vorträge in englischer und deutscher Sprache.

Tagungsprogramm:

Donnerstag, 17. September 2015
14:00 Ankunft und Registrierung

14:30 Begrüßung
Ulrich Herzog (Bundesministerium für Gesundheit, Wien, AT) Herwig Grimm (Abteilungsleiter Ethik der Mensch-Tier-Beziehung, MFI, Wien, AT)

15:00-16:30 Angewandte Ethik für Tierärzte
VETHICS FOR VETS – Ethik in der amtstierärztlichen Praxis. Rückblick und Resultate. Christian Dürnberger (MFI, Abteilung Ethik der Mensch-Tier-Beziehung, Wien) Angewandte Ethik in der Veterinärmedizin in Deutschland Peter Kunzmann (Tierärztliche Hochschule Hannover) Supporting Veterinarians to Engage with Ethics in Practice: Safe Spaces and the Role of the Veterinary Ethicist (Vortrag in Englisch) Kate Millar (Centre for Applied Bioethics, School of Biosciences and School of Veterinary Medicine and Science, University of Nottingham, UK)

Kaffeepause

17:00 Abendveranstaltung
Begrüßung Sonja Hammerschmid (Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien)

Öffentlicher Vortrag
Companion Animal Welfare and Ethics – What is the Role of the Veterinary Profession? (Vortrag in Englisch) Peter Sandoe (Abteilung für Verbrauch und Produktion, Bioethik und Staatsführung, Universität Kopenhagen, DNK)

18:00 Buffet und Wein

Freitag, 18. September 2015
9:00-10:30 Tiere – lebendiger Rohstoff?
Beyond the Agenda of Care and Cure: Veterinary Ethics in Contemporary Context (Vortrag in Englisch) Lindsay Hamilton (Faculty of Humanities and Social Sciences, Keele University, UK) Between Global Challenges and Local Care: About Moral Problems of Veterinarians in the Context of Food Production (Vortrag in Englisch) Franck Meijboom (Abteilung Tiere in Wissenschaft und Gesellschaft, veterinärmedizinische Fakultät Utrecht, NL)

11:00-12:30 Tiere töten
Killing and Caring: a Historical Perspective in Veterinary Medicine (Vortrag in Englisch) Andrew Gardiner (Royal (Dick) School of Veterinary StudiesThe University of Edinburgh, UK) Thing and Other: Reflections on Silencing the Experience of Suffering within the ‚Beautified Animal Death (Vortrag in Englisch) Andre Krebber (LOEWE-Schwerpunkt, Lehrstuhl für Geschichte, Universität Kassel GER)

12:30 – 14:00 Mittagspause

14:00 – 15:30 Der überforderte Mensch – Tierschutz und Gefühle
Tierschutz und Tiermedizin 1933-1945: Volksgemeinschaft, Volksgesundheit und völkische Tiervernutzung Mieke Roscher (LOEWE-Schwerpunkt, Lehrstuhl für Geschichte, Universität Kassel GER) Zur Emotionalisierung und Therapeutisierung von Menschen und Tieren im 19. und 20. Jahrhundert Pascal Eitler (MPI für Bildungsforschung, Berlin)

Kaffeepause

16:00 Öffentlicher Abendvortrag
Veterinary Ethics and New Moral Status for Animals (Vortrag in Englisch) Bernard E. Rollin (Department of Philosophy, Colorado State University, US)

Ethik in der Veterinärmedizin

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